Nice Work - niceshops – total verscrumt

In unserem Blogbeitrag NICE WORK – SCRUM 0.0 – ICH WAR DABEI haben wir euch schon erzählt, wie wir uns im Valley auf Scrum vorbereitet haben. Wir haben das Team auf unser agiles Vorhaben eingeschworen, wir haben Product Owner und Scrum Master ongeboardet und uns Schritt für Schritt mit dem agilen Manifest vertraut gemacht. Und wir haben Scrum nicht zu einem IT-internen Projekt gemacht, sondern einen Changeprozess im ganzen Unternehmen angestoßen. Was es für die Organisation bedeutet, wie wir es zu einer transparente Priorisierung geschafft haben und welche Side-Effects zu beobachten sind, darüber haben wir mit Christian, unserem Organisationsentwickler, gesprochen. 

 

Christian, was war aus deiner Sicht die größte Veränderung in der Gesamtorganisation? Was läuft jetzt ganz anders als noch vor einem Jahr?

Mit Scrum geht einher, dass jede Rolle spezielle Aufgaben innehat. Der Scrum Master unterstützt bei der Einhaltung des Prozesses, das Entwicklerteam organisiert sich selbstständig, um die Kundenzufriedenheit zu maximieren, der Product Owner verwaltet seinen Backlog und maximiert den Produktnutzen. Was ist die Aufgabe des (internen) Kunden? Er muss genau wissen, was er braucht. Das führt dazu, dass der interne Kunde mehr in die Verantwortung kommt, für sich zu entscheiden, was er eigentlich von der IT will: Welche Features sind gerade am wichtigsten, um der niceVision näher zu kommen?

 

War das bisher anders? 

Ja, bis dato wurde sehr vieles von den Entwicklern selbst entschieden, nach bestem Wissen und Gewissen. Aber für die Scrum-Teams ist der Nutzen des Kunden noch wichtiger als selbst zu entscheiden, wie die Software aussehen soll. Darum ist jetzt der Kunde mehr gefordert als bisher seine Anforderungen genau zu formulieren. 

 

Wie ist es gelungen, diese Rollenklarheit herzustellen? 

Wir haben im letzten Jahr viel Wert darauf gelegt, alle Stakeholder in die Scrum-Einführung mit einzubeziehen und mit ihnen gemeinsam einen guten – für uns passenden – Prozess zu definieren. Gott sei Dank ziehen bei uns alle an einem Strang und wir hatten von Beginn an volles Commitment von allen Seiten. Wir haben hier klar gezeigt, dass nur der Kunde selbst wissen kann, was er braucht, um seinen Job bestmöglich machen zu können. Und ihn die Scrum Teams dabei bestmöglich unterstützen. Wenn jeder seinen Part dazu beiträgt, ja dann können wir das Gesamtding maximieren. 

 

Und wie schaut das konkret aus? 

Die Scrum-Teams helfen dabei, indem sie für die internen Kunden das sogenannte „Epic Backlog Refinement Meeting“ organisieren. Hier treffen sich alle Stakeholder quartalsweise und priorisieren die Epics auf Basis des Strategizings. Die Product Owner bereiten die Epics vor, die Priorisierung selbst liegt bei den Stakeholdern. Das verlangt eine wichtige Kompetenz: Ich muss meinen „Abteilungs-Hut“ ab- und den „Niceshops-Hut“ aufsetzen: Welches Feature schafft jetzt den größten Beitrag für Niceshops-Gesamt im Hinblick auf die Strategie? Und ich muss Eigenes zum Wohle des Gesamten auch mal zurückstellen können. 

 

Ui, das klingt nach einem harten Kampf um die begehrten IT-Ressourcen … 

Ja, das könnte man meinen. 😀 Tatsächlich funktioniert das bei uns aber wirklich tadellos. Anscheinend gefällt den Stakeholdern der “Niceshops-Hut” ganz gut. *lacht* Es wird sichtbar, wie wichtig es ist, nicht den Erfolg einzelner Teams untereinander zu vergleichen, sondern immer auf den Gesamterfolg zu blicken. Wenn ich zeigen muss, dass mein Team erfolgreicher ist als das neben mir, werde ich auch in der Priorisierung von Software-Features wie ein Löwe darum kämpfen, dass meine Anforderungen durchgehen, auch wenn anderes im Moment mehr Gesamtnutzen schaffen würde. Uns ist es anscheinend sehr gut gelungen, die niceVision in den Köpfen zu verankern, sodass das Strategizing mit dem Blick auf die Gesamtorganisation tadellos funktioniert. Aber ja, selbstverständlich ist das sicher nicht, das braucht schon einiges an Reife – von der Organisation und von den einzelnen Stakeholdern. 

 

Das heißt, Scrum verhilft der Organisation zu mehr Transparenz und Fokussierung. Gibt’s noch einen Benefit? 

Ja, in der Tat! Die Scrum-Teams schaffen gerade viele Erfahrungswerte und internes Wissen zu neuen Methoden, wie sich Teams noch besser organisieren können. Andere Teams können somit auf KollegInnen und „echte“ Best-Practices zugreifen, wenn sie in ihren eigenen Teams neue Methoden ausprobieren möchten. Das erspart jede Menge Beraterkosten – und macht auch mehr Spaß!

 

Scrum ist also schon in andere Abteilungen übergeschwappt? 

Nein, das (noch) nicht. Aber einige Teams haben zum Beispiel schon damit begonnen, Retros oder Reviews einzuführen: Das Team holt sich dabei einerseits Feedback zu ihren Arbeitsergebnissen (Review) und gibt sich andererseits auch Rückmeldung zur Zusammenarbeit im Team untereinander (Retro). Das Ziel ist immer ein Zwilling: Besser werden & Spaß dabei haben.

 

Also hat sich nicht nur die Organisation, sondern auch die Kultur ein wenig verändert? 

Ja, ich denke schon ein wenig. Vieles, was bis jetzt schon intuitiv richtig gut gemacht wurde, ist jetzt in ein Framework eingebettet und bekommt plötzlich einen “Namen”. 

 

Zum Beispiel? 

Zur DNA von niceshops gehört es, dass wir auf Augenhöhe miteinander arbeiten und Führungsarbeit ganz selbstverständlich je nach Kontext von unterschiedlichsten KollegInnen übernommen wird. Der Scrum Master als “Servant Leader” ist dabei ein schönes Beispiel, wie das ständige Weiterentwickeln eines Teams auch als Dienstleistung gesehen werden kann. Scrum-Teams organisieren sich im Wesentlichen selbst. Sie nutzen den Scrum Master einerseits zur Moderation ihrer Scrum-Prozesse, um sich so selbst auf ihre eigentlichen Stärken zu konzentrieren. Andererseits hilft er dem Team, regelmäßig auf ihre Zusammenarbeit zu schauen und auch diese systematisch zu verbessern. Ein Service, auf das viele Teams nicht mehr verzichten wollen!

 

Sehr spannend! Vielen Dank für diesen coolen Einblick, wie du das mit dem “Organisations-Hut” – um bei deinem Terminus zu bleiben – erlebst. Wie geht’s jetzt weiter? Bitte um deine Schlussworte! 🙂 

Ich bin mir sicher, dass einige der neuen Arbeitsweisen sich bewähren und dauerhaft bleiben werden, andere werden auch wieder verworfen werden. Eines ist jedenfalls klar: The way of work bei niceshops unterscheidet sich schon jetzt von den meisten anderen Unternehmen und bald kennt jeder jemanden, der nur mehr hier arbeiten möchte 🙂

Dem ist jetzt nix mehr hinzuzufügen. Vielen Dank für das coole Interview!